RÜCKBLICK
Virtuelles Café – Auf ein Wort mit Minister Adams - Maria Koller - Markus Behrens
"Ankommen und Bleiben – Wie gut gelingt die Integration ausländischer Arbeitskräfte in die Thüringer Arbeitswelt?"
Im Virtuellen Café der Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschafsverbände hieß es am Donnerstag: Auf ein Wort mit… Herrn Minister Adams, Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz
"Ankommen und Bleiben – Wie gut gelingt die Integration ausländischer Arbeitskräfte in die Thüringer Arbeitswelt?"
Impulse dazu gaben neben Minister Dirk Adams, Maria Koller, Personalchefin der Jenoptik AG, und Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen (RD SAT) der Bundesagentur für Arbeit.
Thüringer Unternehmerinnen und Unternehmer, Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaftsverbänden und Institutionen diskutierten über Integration und Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte.
Einige Auszüge aus der Diskussion:
"Bis 2030 benötigen wir 340.000 Fachkräfte, die aus eigener Kraft kaum zu decken sind. Zuwanderung ist dringend notwendig und die soziale und betriebliche Integration von Zugewanderten und Geflüchteten. Das Land hat verschiedene Fördertöpfe (z.B. Sport), um Teilhabe und Partizipation zu organisieren, ein Landesprogramm für Deutsch zur Vermittlung der Sprachkompetenz mit Dolmetscherdiensten in 50 Sprachen. Gesellschaftliche Teilhabe schließt Wohnung mit ein. Unter 60.000 Arbeitslosen sind nur etwa 7000 mit Migrationshintergrund. Zuwanderung ist nicht das Problem, sondern die Lösung."
Dirk Adams
Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz
"Jenoptik ist börsennotiert, international mit 5.000 Beschäftigten tätig. Davon 2.000 in Jena beschäftigt. Jena hat eine hohe Akademisierungsquote (z.B. Physiker). In Triptis werden eher Facharbeiter beschäftigt. Jenoptik hat eine hohe Exportquote, die Kunden sind vorrangig im Ausland. Neue Belegschaft kommt aus Postdoc-Programmen und haben meistens studiert. Rahmenbedingungen in Jena zur Integration sind über die Wirtschaftsförderung sehr gut. Die Wirtschaftsförderung hat ein Welcome Center initiiert mit Angeboten für Neuzugezogene. Auch die Betriebsräte engagieren sich. Am Standort Triptis gibt es mehr Schwierigkeiten, ausländische Fachkräfte fehlen, auch für die duale Ausbildung. Bisher haben wir drei Geflüchtete für eine Ausbildung eingestellt. Wir finden nicht genügend ausländische Arbeitskräfte, die nach Thüringen kommen wollen. Konkurrenz ist groß. Wenn der Fachkräftebedarf nicht gedeckt werden kann, stehen Verlagerungen an. Standort-Marketing vom Land und der Bundesagentur wäre notwendig."
(Quelle: JENOPTIK AG)
Maria Koller
Personalchefin der Jenoptik AG
"Die Arbeitslosenquote in Thüringen ist stark zurückgegangen. Thüringen liegt unter den Top 5 in Deutschland. Demografisches Echo: Nur jedes zweite Kind wurde in den 90er Jahren geboren. Hinzu kommt, dass die Abwanderung hoch war. Aktuell haben wir in Thüringen 4.500 freie Ausbildungsplätze und 1.500 unversorgte junge Leute. Ein Blick nach Osteuropa zeigt, dass Ungarn, Rumänien und die Ukraine das gleiche demografische Problem haben. Die BA setzt auf Wachstumsstaaten für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit Reproduktionsquote von mehr als zwei, wie in Asien, Indien, Afrika, Lateinamerika. Da gibt es auch erste gute Beispiele. Es gibt Vermittlungsabsprachen mit Ländern zu akademischem MINT-Nachwuchs, beispielsweise mit Mexico. Menschen aus Indonesien und Vietnam sind in die Pflege zugewandert und gut integriert. Die neue Bundesregierung muss Zuwanderung entbürokratisieren. Deutschland benötigt jährlich 400 000 neue Zuwanderer. Jeder vierte Beschäftigte (25 %) in Thüringen ist über 55 Jahre. Das heißt, ein Viertel von ihnen geht in den nächsten zehn Jahren in Rente. Integrieren wollen wir gern, doch die Betriebe haben Rekrutierungsprobleme."
(Quelle: RD SAT)
Markus Behrens
Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit
Auditorium:
"Rekrutierung ist die größte Herausforderung. Wie spricht man ausländische Kräfte an, um Zuwanderung zu organisieren? Der Schwerpunkt ist die duale Ausbildung. Wir sind derzeit an einem IHK-Projekt der IHK Erfurt mit ukrainischen Azubis beteiligt.
René Zimprich, Personalleiter, Schachtbau Nordhausen
"Storck hat 2000 gewerblich-technische Beschäftigte. Aktuell wollen wir 400 neue Mitarbeitende für den Standort gewinnen. Ausländische Arbeitskräfte sind meist immobil, ohne Auto, der ÖPNV ist nicht gut ausgebaut und Wohnraum ist ein Problem. Wir können eine Wohlfühlatmosphäre im Betrieb schaffen, doch wenn die Infrastruktur nicht da ist, wird es schwierig."
Enrico Sachse, Personalleiter, August Storck AG, Ohrdruf
"Unsere Firma hat 200 Beschäftigte. Wir haben 30 offene Stellen und wollen jetzt in Osteuropa anwerben."
Thorsten Prüßner, Personalleiter, Continental Bakeries, Arnstadt
"Wir brauchen eine Kommunikationsinitiative für den Standort Thüringen."
Maria Koller, Personalchefin, Jenoptik AG
Markus Behrens (RD SAT) stimmt dem Vorschlag einer Fachkräfteinitiative für Thüringen von Frau Koller zu und nimmt die Anregung auf.
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