VWT-Arbeitskreis Arbeitssicherheit zum Thema "Klimawandel und Arbeitsschutz" zu Gast in der Ed. Züblin AG Erfurt
Der Klimawandel stellt uns alle vor wachsende Herausforderungen: Hitzeperioden, extremere Wetterereignisse und veränderte Ökosysteme beeinflussen Gesundheit, Arbeitsleben und Alltag. Gleichzeitig bietet er Chancen für Innovationen, neue Technologien und neue, nachhaltige Lebensweisen.
Passend zum Thema, durften wir in der Ed. Züblin AG - Bauwerkserhaltung Bereich Nord-Ost, Standort Erfurt, zu Gast sein.
Frank Thorwirth, Standortleiter in Erfurt, stellte das Traditionsunternehmen vor, das seit mehr als 125 Jahren erfolgreich am Markt tätig ist. Die Bauwerkserhaltung bildet einen wichtigen Teil des Leistungsspektrums der Ed. Züblin AG ab und gewinnt - auch aus Nachhaltigkeitsgründen - weiter an Bedeutung. Insbesondere mit dem kathodischen Korrosionsschutz an Stahlbetonbauwerken, alternativen Bauverfahren und beim Einsatz von Carbon- bzw. Textilbeton gehört sie zu den führenden Unternehmen der Baubranche.
Dr. Julia Schoierer, Medizinpädagogin und Leiterin der AG Globale Umweltgesundheit und Klimawandel am LMU-Klinikum München, stellte die klimatischen Veränderungen insbesondere in Deutschland vor: Die Anzahl heißer Tage verdreifachte sich seit 70 Jahren, dafür verringerten sich die Eistage um 52 Prozent. Starkregen und Winterniederschläge nehmen zu, stärkere UV-Stahlung und bodennahes Ozon steuern ihr Übriges bei. All diese Faktoren belasten nicht nur die Umwelt, sondern auch uns Menschen. So leiden wir vermehrt unter hitzebedingten Gesundheitsstörungen, bestehende Erkrankungen verschlimmern sich oder führen sogar zu vorzeitigen Todesfällen.
Insbesondere wirkt sich die Hitze auf unsere Arbeitsfähigkeit, Produktivität und den allgemeinen Gesundheitszustand aus. Betroffen sind nahezu alle Branchen, vor allem Außen- und Blaulichtberufe. Allerdings sollte Angst nicht der wichtigste Treiber sein, so Dr. Schoierer. In erster Linie sollten wir auf allen Ebenen ein noch besseres Bewusstsein für die Thematik entwickeln. Betriebsspezifische und leichtverständliche Hitzeschutzpläne können dabei helfen. Gleichzeitig müssen Kosten und Nutzen abgewogen werden. Die Anpassung der konkreten Arbeitsumgebung ist dabei ebenso wichtig wie die Verinnerlichung der notwendigen Schutzmaßnahmen bei den Beschäftigten.
Das bestätigte auch Alexander Meier, Health-, Safety- and Wellbeing-Beauftragter der Ed. Züblin AG. Die Baubranche ist besonders und dauerhaft dem Wetter ausgesetzt. Das wirkt sich nicht nur auf persönlicher Ebene aus, sondern beeinflusst die Arbeiten und Tagesabläufe. So sind Arbeiten wie Betonagen bereits technisch ab 30°C nicht möglich. Zahlreiche technische und organisatorische Maßnahmen ergreift das Unternehmen auf den Baustellen bereits, z. B. angepasste Arbeitszeiten, mobile überdachte Arbeitsplätze, gekühlte Pausenräume, Kühlung mit Wasser/Spray oder durch "Schneekanonen". Alexander Meier verwies aber auch auf die Bedeutung der eigenen Achtsamkeit.
Das Unternehmen hat überdies das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Züblin übernimmt darüber hinaus eine branchenweite Vorreiterrolle bei der Etablierung nachhaltiger Bauprozesse in Deutschland. Stolz berichtete Alexander Meier, dass die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) die Ed. Züblin AG als erstes Unternehmen mit dem neuen Zertifikat "Nachhaltige Baustelle" ausgezeichnet hat.
Wie aber schaffen wir es, dass die oft als lästig wahrgenommenen Schutzmaßnahmen von den Beschäftigten als selbstverständlich und notwendig wahrgenommen werden?
Nora Johanna Schüth, wissenschaftliche Mitarbeiterin im ifaa - Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, brachte das auf den Punkt: "Sicher arbeiten - gesund nach Hause gehen".
Arbeitssicherheit und Sicherheitskultur sind im Betrieb wichtige Werte und Handlungsgrundsätze, die nicht nur eine große Bedeutung für den Geschäftserfolg eines Unternehmens haben, sondern auch für die Zufriedenheit der Beschäftigten.
Verhaltensbasierter Arbeitsschutz - Behavior Based Safety (BBS) - arbeitet hier vor allem über die positive Verstärkung des sicherheitsgerechten Verhaltens. Denn der entscheidende Faktor ist die Motivation der Beschäftigten selbst, ohne die keine Verhaltensänderungen erreicht werden können.
Alle Referierenden betonten die wichtige Rolle der Führungskräfte, ohne deren vorbildliches Verhalten alle Maßnahmen ins Leere laufen.
Wir bedanken uns bei unserem Gastgeber und den Referierenden sowie bei den Teilnehmenden für den konstruktiven Austausch.
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